Oh Du fröhliche!

Eine Weihnachtsgeschichte 

 

Charles Dickens - A Christmas Carol - frei nacherzählt 

 

Der Anfang der Geschichte liegt an einem verschneiten und kalten Morgen, einen Tag vor dem Weihnachtsfest. Im Büro des Geschäftsmanns Ebenezer Scrooge war es eisigkalt, weil er das Heizen für Verschwendung hielt. Der einzige Angestellte von Scrooge - ein gewisser Bob Cratchit - fror so dermaßen, dass er kaum in der Lage war mit seinen steifen Fingern den Federhalter zu greifen. Endlich kam die Stunde des Feierabends. 

 

"Natürlich wollen Sie am morgigen Tag freihaben", brummte Scrooge, "und das nur wegen Weihnachten, pah!" Bob Cratchit brachte keinen Widerspruch heraus. "Es ist mir tatsächlich nicht recht", wetterte Scrooge weiter, "denn an jedem fünfundzwanzigsten Dezember im Jahr muss ich Ihnen den Lohn für einen Tag Faulenzen bezahlen. Wie viel mich das in den ganzen Jahren kostet!" Bob Cratchit suchte schnell das Weite. Doch kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, da wurde sie auch schon wieder geöffnet und eine fröhliche Stimme rief: "Frohe Weihnachten, Onkel, ich möchte Dich für heute Abend zum Weihnachtsessen einladen." 

 

Es war der Neffe von Scrooge. Doch der gab nur aufgebracht zurück: "Bäh, ich mag Weihnachten nicht. Das ist die Zeit, in der ich immer ärmer werde, weil ich Rechnungen begleichen muss. Ich mache Verluste und werde nur ein Jahr älter, und da soll ich nicht unzufrieden sein!" Mit diesen Worten setzte er seinen Neffen unsanft vor die Tür. 

 

Kaum war der Neffe außer Sichtweite, betraten zwei Herren das Büro. "Fröhliche Weihnachten!" riefen sie Scrooge zu, "Wir kommen von der Armenfürsorge und sammeln für die Ärmsten unter uns etwas Geld. Welche Summe spenden Sie?!" "Gar nichts werde ich spenden!" schrie Scrooge verärgert und jagte die beiden Herren aus seinem Büro. Anschließend nahm er wieder am Schreibtisch Platz und arbeitete bis tief in die Nacht hinein. 

 

An diesem Abend sollte dem alten Geizhals jedoch selbst noch eine böse Überraschung zuteilwerden. - Als er sein Haus erreichte, schien es ihm als sähe er im Türklopfer das Gesicht seines verstorbenen Geschäftspartners Marley. Damit nicht genug, nachdem er sich in seinen alten Lehnstuhl fallen gelassen hatte, stand der Geist von Marley leibhaftig und mit schweren Ketten behangen vor ihm. "Drei Geister werden Dir heute Nacht erscheinen, Scrooge, und höre gut auf das, was sie Dir sagen haben. Ansonsten werden Deine Ketten noch viel schwerer werden als die Meinigen." Nach diesen Worten ließ der Geist von Marley Scrooge wieder allein mit seinen Gedanken.

 

Kurz darauf erschien Scrooge der erste Geist. - Der Geist der vergangenen Weihnacht. Er erinnerte Scrooge an sei-ne unbeschwerte, fröhliche Jugend, als er vom Geld noch nicht abhängig war. Damals ging er aus und machte schönen Mädchen den Hof. Dann wurde sein Interesse für das Geld größer und größer bis er darüber alles andere vergaß. - Selbst das Mädchen, das einmal seine Verlobte gewesen war. "Du törichter Mensch", sprach der Geist zu Scrooge, "Wie hast Du Dich nur so verändern können!" Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, war der Geist auch schon verschwunden. 

 

Ein paar Augenblicke später kam der zweite Geist zu Scrooge. - Der Geist der diesjährigen Weihnacht. Er sprach zu Scrooge: "Folge mir, ich will Dir etwas zeigen." Einen Moment später blickten sie in das kleine Zimmer von Bob Cratchit. Der Raum wirkte ärmlich, strahlte aber dennoch eine fröhliche Stimmung aus. Die Familie saß beim Essen. Das Mahl bestand aus einer winzigen Weihnachtsgans und die Geschenke der Kinder bestanden aus Pullovern mit Flicken. Der kleine Sohn von Cratchit - Tim - war sehr krank und konnte nur an Krücken gehen. Dennoch freute er sich sehr über sein Geschenk. Scrooge empfand beim Anblick der Szene zum ersten Mal im Leben aufrichtiges Mit-leid. Der Geist sprach: "Wenn niemand etwas für den Jungen tut, wird er das nächste Weihnachten nicht mehr erleben." Scrooge wurde traurig und wollte schnellstmöglich nach Hause. Auf einmal war der Geist verschwunden und Scrooge lag wieder in seinem Bett. 

 

Scrooge war noch nicht ganz eingeschlafen, als ihm der dritte Geist erschien. - Der Geist der zukünftigen Weihnacht. Der sah fürchterlich aus und machte Scrooge Angst. "Komm mit mir!", brummte der Geist und führte Scrooge erneut zum Haus von Bob Cratchit. Die ganze Familie war still und wirkte traurig. Scrooge liefen Tränen die Wangen hinunter: "Er ist tot, nicht wahr?" Doch der Geist gab ihm keine Antwort, stattdessen brachte er Scrooge zum nahen gelegenen Friedhof. Vor einem Grabstein hielt er an. Scrooge las die Inschrift: "Hier ruht Ebenezer Scrooge" Der alte Mann schrie entsetzt auf: "Bitte lieber Geist, lass das nicht geschehen." Aber der Geist war verschwunden. 

 

Am nächsten Morgen erwachte Scrooge schweißgebadet in seinem Bett. Zügig schlüpfte er in seine Kleidung und lief schnurstracks zum Metzger, wo er den größten Truthahn kaufte. Auf der Straße rief er allen Leuten laut "Fröhliche Weihnachten!" zu. Er traf auf die beiden Herren, die am Vortag eine Spende von ihm haben wollten und gab ihnen Geld. Dann besorgte er noch Spielzeug und machte sich voll beladen auf den Weg zu Bob Cratchit. 

 

Er klopfte an die Tür und trat ein: "Fröhliche Weihnachten!" rief er der überraschten Familie zu. "Ihnen, lieber Bob, verdopple ich ab sofort den Lohn. Morgen werden wir das Büro heizen. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass der kleine Tim bald wieder gesund ist!" 

 

So erreicht diese Weihnachtsgeschichte ihr Ende. Der kleine Tim wurde kurz darauf geheilt, und Scrooge führte noch ein langes und glückliches Leben. Später erzählten sich die Leute im Land, dass es keinen Menschen gäbe, der Weihnachten so achte und feiere wie der gute alte Ebenezer Scrooge.

 

 

Ausführliche Versionen findest Du hier: 

 

Zum Anhören oder zum Nachlesen

 

 

Frohe Weihnachten! 

 

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