Benötige ich psychologische Beratung? Selbsttest!

 

Um herauszufinden, welchen unbewussten Schemata du folgst, ob diese maladaptiv sind und ob ein individualpsychologisches Coaching ein geeignetes Mittel für dich darstellt, habe ich den folgenden Selbsttest zusammengestellt. Dieser stellt einen weiteren Schritt dar, um dich besser kennenzulernen und deinen unbewussten Programmierungen auf den Grund zu gehen.

 

Es gibt kein Richtig oder Falsch – dieser „Test“ dient allein dazu, dein Verhalten zu ergründen und verstehen zu lernen. Bleib bei dir und triff deine Entscheidung zu den Antworten, intuitiv, aus dem Bauch heraus.

 

Los geht’s!

  1. Gibt es Ereignisse in deiner Vergangenheit, die dich bis heute belasten oder von denen du ahnst, dass du sie verdrängt haben könntest?
  2. Leidest du an sogenannten „Flashbacks“, also blitzartig auftretenden (schlechten) Erinnerungen?
  3. Gibt es Sätze, die deine Kindheit negativ geprägt haben (weil du sie immer wieder zu hören bekamst) und dein Leben bis heute beeinflussen (z.B. „Beeil dich doch mal!“)? Schreibe auch diese einmal für dich auf.
  4. Kommen wir nun zu deinem Elternhaus. Versuche, dir bewusst zu machen, wie du deine Kindheit erlebt hast und welchen Erziehungsstil deine Eltern verfolgten. Einige Beispiele stelle ich dir zur Verfügung, wähle hiervon diese aus, die am besten passen. Schreibe aber auch gerne eigene Worte auf, die dein Elternhaus und deine Kindheit am besten beschreiben. Nur Mut!

    Positiv: Warm, liebevoll, Gefühle durften da sein, Trost, Anerkennung, Fehler wurden akzeptiert, Geschwister waren füreinander da, Mama und Papa als „Fels in der Brandung“, geregelte, aber nicht streng durchgeplante Tagesabläufe, nachvollziehbare Regeln (z.B. Tischmanieren), konsequente Durchsetzung dieser, Freiheit der Gedanken, offen, herzlich, gegenseitige Angebote von Körpernähe, gemeinsame Rituale (wie die Gutenachtgeschichte oder gemeinsames Musizieren), Strafen waren die Ausnahme und wurden im gesunden Maße eingesetzt, realistische Erwartungen, Geschwister gleichwertig, Gemeinschaft, normale Ordnung und Sauberkeit, freie Hobbywahl im Rahmen der Möglichkeiten, Geld spielte untergeordnete Rolle, eigene Grenzen austesten, Ermutigung, psychische gesunde Eltern, Sicherheit, Geborgenheit, Zuwendung, Konflikte wurden ausgetragen und es folgte die Versöhnung.

    Negativ: Streng, kalt, gefühlsarm, leistungsorientiert, gute Noten wurden gelobt, schlechte Noten wurden übermäßig bestraft oder getadelt, Fehler wurden schwer bestraft, hohe Erwartungen, inkonsequente Durchsetzung von Regeln, zwanghafter Austausch von Körpernähe (z.B. „Komm, gib Mama einen Kuss“), Suchterkrankungen im familiären Umfeld (etwa alkoholkranker Onkel), Geschwistern wurde der Vorzug gegeben, einsam, gehemmt, Verbote, strenge Essgewohnheiten, hohe Anforderung an Ordnung und Sauberkeit, oder aber fehlende Ordnung und Sauberkeit, finanzielle Probleme, oder aber Geld spielt eine wichtige Rolle, streng geregelter/getakteter Tagesablauf, aufgezwungene Hobbys (wie das Erlernen eines ungeliebten Musikinstruments), geringe Entscheidungsfreiheit auch im höheren Alter, Bevormundung, übertriebene Vorsicht und Bemutterung, psychisch labile(s) Eltern(teil), Geschwister mussten füreinander sorgen, Gefühle waren nichts wert („Tut doch gar nicht weh“, „Ist doch nicht so schlimm“, „Hör auf zu weinen“), überforderte Eltern, fehlendes Gefühl von Sicherheit/Geborgenheit, mangelnde Zuwendung, häufige Konflikte.
  5. Reagiert dein Körper auf bestimmte (stressige) Situationen immer auf dieselbe Weise, etwa mit Anspannung, Atemnot oder dergleichen?
  6. Schreibe dir auch deine körperlichen Reaktionen einmal genau auf. Es hilft, dies zu tun, wenn (oder kurz nachdem) du in einer solchen Situation steckst. Wenn du erst einmal Abstand zu der Situation gewonnen hast, kann es schwierig sein, deine Erlebnisse in Worte zu fassen.
  7. Wirst du von negativen bis quälenden Gedanken (negativen Glaubenssätzen) „verfolgt“, sprich: Kehrst du immer wieder zu ihnen zurück, wiederholen sie sich über den Tag verteilt?
  8. Welche Gedanken sind das? Schreibe sie dir auf, um sie dir vor Augen zu führen.
  9. Seit wann verfolgen dich diese Gedanken?
  10. Reagierst du auf bestimmte Reize immer mit denselben emotionalen Regungen, also beispielsweise Trauer (weinen) oder Wut?
  11. Wirst du von deinen Gefühlen und Gedanken beherrscht?
  12. Hast du das Gefühl, auf bestimmte Situationen immer wieder auf ähnliche Weise zu reagieren, obwohl du weißt, dass deine Reaktion nicht angemessen oder hilfreich ist?
  13. Hast du das Gefühl, dein Verhalten, deine Gedanken oder deine Gefühle wirken sich oft (und nachhaltig) negativ auf die Beziehungen zu deinem Umfeld aus?
  14. Nimmt deine Leistungsfähigkeit (z.B. körperlich oder beruflich) ab, wenn du bestimmte Gedanken hast?
  15. Fühlst du dich oft einsam oder im Stich gelassen?
  16. Glaubst du, du musst es immer allen recht machen, um Anerkennung und Liebe zu erhalten?
  17. Fühlst du dich oft ungeliebt und wertlos, selbst, wenn dein Umfeld dir das Gegenteil zeigt?
  18. Ist dein Verhalten oft von Ängsten beeinflusst?
  19. Welche Ängste sind das? Schreibe sie auf. Beispiele sind Verlustangst, Versagensangst, die Angst vor Fehlern, Enttäuschungen oder davor, verletzt zu werden.
  20. Erlebst du häufig extreme Gefühle der Trauer, Verletzlichkeit, Hoffnungslosigkeit, Bedrohung, Bedürftigkeit oder Verzweiflung?
  21. Bist du oft hilflos und überfordert mit dem Erwachsensein?
  22. Wünschst du dir jemanden an deiner Seite, der die Verantwortung übernimmt, da es dir schwerfällt, eigenständig Entscheidungen zu treffen?
  23. Stellen dich Dinge heute vor eine (unmöglich erscheinende) Herausforderung, die früher kein Problem waren (etwa Autofahren, alleine mit dem Zug reisen)?
  24. Tendierst du zu Gefühlen wie Ärger und Wut?
  25. Bist du leicht reizbar und schnell auf 180? Fährst du dann aus der Haut und schreist oder zerstörst Gegenstände, bist vielleicht sogar schon einmal (unbeabsichtigt, aber unkontrollierbar) handgreiflich einer anderen Person gegenüber geworden?
  26. Handelst du schnell aus dem Affekt heraus, also ohne nachzudenken?
  27. Kannst du schlecht mit Langeweile und Routine umgehen und mangelt es dir an Durchhaltevermögen und Geduld?
  28. Bist du schnell frustriert?
  29. Neigst du zu übertriebener Selbstkritik?
  30. Hast du Schuld- oder Schamgefühle, deren Ursprung du nicht kennst?
  31. Traust du dich oft nicht, Dinge zu tun oder zu sagen, obwohl sie dir sehr am Herzen liegen? Fällt es dir schwer, deine Bedürfnisse zu äußern?
  32. Kannst du deine Gefühle oft nicht klar benennen oder weißt nicht, warum du dich so fühlst?
  33. Bist du (übermäßig) ehrgeizig und perfektionistisch und stehst dir damit oft selbst im Weg?
  34. Hast du extrem hohe Ansprüche an dich selbst oder deine Umwelt?
  35. Ist dir deine eigene äußere Erscheinung sehr wichtig – so wichtig, dass du teilweise Hemmungen hast, rauszugehen oder Stunden vor dem Spiegel verbringst?
  36. Kannst du Fehler (eigene oder die anderer Menschen) nur schwer verzeihen? Bist du nachtragend?
  37. Neigst du dazu, alles bis ins kleinste Detail durchzuplanen und kannst nur schwer mit Abweichungen von deinem Plan umgehen?
  38. Lässt du dich schon mal zu Handlungen überreden, zu denen du eigentlich keine Lust hast (etwa im sexuellen Kontext), um dir das Wohlwollen anderer zu sichern?
  39. Hast du oft den Eindruck, Menschen missachten deine persönlichen Grenzen?
  40. Fühlst du dich vom Wohlwollen und den Entscheidungen anderer abhängig und fügst dich ihnen?
  41. Neigst du dazu, dich (auch vor nahestehenden Personen) zurückzuziehen/sie abzuweisen und führst Beziehungen eher oberflächlich? Geht es dabei viel um deinen Leidensweg?
  42. Trinkst du (übermäßig viel) Alkohol oder greifst zu anderen Suchtmitteln (auch Videospiele / Smartphone / Shopping / exzessiver Sport etc.)?
  43. Neigst du dazu, andere abzuwerten, um dich besser zu fühlen?
  44. Hast du Angst vor unrealistischen Bedrohungen und neigst deshalb dazu, alles doppelt und dreifach zu kontrollieren, bevor du das Haus verlässt?
  45. Delegierst du ungern Aufgaben an andere, da du den Drang hast, sie lieber auf deine eigene Art zu erledigen?
  46. Bist du oft nervös oder (übertrieben) wachsam, ohne zu wissen, warum?
  47. Fühlst du dich schnell persönlich angegriffen, hintergangen oder bist davon überzeugt, dein/e Partner/in geht dir fremd?
  48. Fällt es dir schwer, Vertrauen aufzubauen oder wird dieses schnell wieder verletzt?
  49. Neigst du dazu, aufbrausend und abwertend zu reagieren, wenn du dich angegriffen fühlst?
  50. Tendierst du dazu, anderen etwas vorzumachen, um dir keinen Fehler eingestehen zu müssen?
  51. Hast du das Gefühl, dir deine Partner/innen immer nach dem gleichen Muster auszusuchen bzw. ziehst du immer denselben Typus Mensch an?
  52. Erweisen sich deine Beziehungen im Nachhinein immer als (auf dieselbe Weise) schädlich für dich?
  53. Hast du das Gefühl, es mangelt dir an vertrauten Personen, mit denen du dich über deine Probleme austauschen kannst?
  54. Wurde bei dir eine der nachfolgenden psychischen Erkrankungen diagnostiziert:
    Borderline, Narzissmus, Histroinismus, Depression, Dependente Persönlichkeitsstörung, Zwanghafte Persönlichkeitsstörung, Paranoia, Essstörung, eine Suchterkrankung?
  55. Sind akute Symptomatiken deiner Belastung bereits behandelt worden und du möchtest nun noch einen Schritt weiter gehen?
  56. Hast du das Gefühl, eigentlich nur noch zu funktionieren, anstatt zu leben und möchtest diesem Gefühl endlich entkommen?
  57. Sehnst du dich nach Gefühlen der Sicherheit, Geborgenheit, Verbundenheit, Selbstständigkeit, Anerkennung, Lob, Akzeptanz, Wärme, Liebe, Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Rücksicht, Freiheit, Spontanität, Spaß, realistischen Grenzen oder danach, deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse mitteilen zu dürfen?

Auswertung

 

Nun hast du dich bereits sehr intensiv mit deiner Innenwelt beschäftigt. Herzlichen Glückwunsch, diese Fragen waren sicherlich nicht leicht zu beantworten! Dass du es trotzdem gemacht hast, zeigt deine Bereitschaft, dich weiterzuentwickeln und dich von deinen Lebensfallen zu befreien.

 

Kommen wir nun zu einer kleinen Auswertung. 45 der fünfzig Fragen waren mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Grundsätzlich gilt: Je mehr Fragen du mit „ja“ beantwortet hast, desto mehr unbewusste Schatteninstanzen (um einen Begriff der Individualpsychologie zu nutzen) oder Schemata haben sich in dein Leben geschlichen und beeinflussen dieses negativ. Der Inner Voice Dialogue, die Schematherapie und andere Methoden bergen definitiv das Potenzial für dich, in deinem Leben eine große Wende zu machen und einen neuen Weg zu beschreiten – die negativen Einflüsse einzudämmen und schließlich ganz hinter dir zu lassen.

 

Eine genauere Übersicht über deine Schemata soll dir die folgende Auflistung bieten. In Frage 1 bis 14 hast du dich ausführlich mit deiner Vergangenheit und deinem Allgemeinzustand beschäftigt und herausgefunden, welche körperlichen Reaktionen, Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen du wann zeigst. Konntest du hier bereits eine Erkenntnis gewinnen? Insbesondere Frage 4 zeigt dir, welchen Einfluss deine Vergangenheit auf deine aktuelle Situation haben könnte. Je mehr negative Aspekte du hier herausgearbeitet hast, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese zu maladaptiven Schemata geführt haben.

 

Die Fragen 15 bis 50 geben dir einen tiefen Einblick in deine Schemata und Modi. Zunächst beschäftigen wir uns in den Fragen 15 bis 28 mit den verschiedenen Kindmodi. Betreffen dich insbesondere die Fragen 15 bis 20, ordnet dich dies dem einsamen, verlassenen Kind zu. Wenn du dich besonders mit den Fragen 21 bis 23 identifizieren kannst, befindest du dich im abhängigen Kindmodus. Du bist im wütenden oder impulsiven/undisziplinierten Kindmodus, wenn dich besonders die Fragen 24 bis 28 ansprechen.

 

Kommen wir nun zu den dysfunktionalen Elternmodi. Hierzu erhältst du einen besonderen Einblick bei der Beantwortung der Fragen 29 bis 37. Kannst du dich insbesondere mit den Fragen 29 bis 32 identifizieren, ordnet dich das dem strafenden Elternmodus zu. Erkennst du dich insbesondere in den Fragen 33 bis 37 wieder, spricht das dafür, dass der fordernde Elternmodus dein Handeln bestimmt.

 

Nun sollst du auch erfahren, welche Bewältigungsmodi du einnimmst. Dies ermöglicht dir die genaue Betrachtung der Fragen 38 bis 50. Die Fragen 38 bis 40 sprechen für den Typ „Unterwerfung“. Fühlst du dich besonders verstanden durch die Fragen 41 und 42, gehörst du dem Vermeidungs-Typen an. Die Überkompensation schließlich ist dein Bewältigungstyp, wenn du dich insbesondere in den Fragen 43 bis 50 wiedererkennst. Die Fragen 51 und 52 ermutigen dich dazu, deine Beziehungen zu reflektieren. Zuletzt geht es darum, ob die Schematherapie oder andere (siehe unter METHODEN) geeignete Mittel der Behandlung für dich darstellen.