Leiden oder Leben

 

Vom Hartz IV-Empfänger zum Trainerstar

 

Wie Boris Grundl zurück in ein erfolgreiches Leben fand

 

 

Nach einem Klippensprung in Mexiko ist der ehemalige Leistungssportler Boris Grundl plötzlich hochgelähmt auf den Rollstuhl und auf staatliche Unterstützung angewiesen. Er schafft es aus eigener Kraft, sich wieder in ein erfolgreiches Leben zu katapultieren.

 

 

1990 ist Boris Grundl Mitte 20 und auf der Sonnenseite des Lebens zu Hause. Der Sportstudent spielt halbprofessionell Tennis, arbeitet als Trainer und lässt nichts aus, was Spaß bringt. Tennis, Tauchen, Skispringen, Fallschirmspringen, Partys, Reisen – Boris Grundl will es wissen. Auch im Dezember 1990, als er im Urlaub mit einem Freund ins mexikanische Puerto Vallarta fährt. Er sieht den einheimischen Klippenspringern zu und will es ihnen gleichtun.

 

Er ist vernünftig genug, nicht gleich aus voller Höhe zu springen. Dann entschließt er sich doch, den großen Sprung zu wagen. Die warnende innere Stimme beschwichtigt er: Ängste sind dazu da, überwunden zu werden. „Damals hielt ich mich für unverwundbar,“ sagt Boris Grundl. „Heute ist meine Intuition ein wichtiger Wegweiser.“ Sein Freund zieht ihn aus dem Wasser. Boris Grundl sagt: „Ich wusste innerhalb von Sekunden, dass ich ab jetzt mein Leben im Rollstuhl verbringen werde.“

 

In der Klinik bekommt er die Diagnose: Querschnittlähmung. Die Wirbelsäule zwischen dem sechsten und siebten Halswirbel ist gebrochen, die Muskulatur zu 90 Prozent gelähmt. Das unbeschwerte Leben, die vielversprechende Karriere als Tennisass, die Vorstellungen von der Zukunft waren von jetzt auf gleich vorbei.

 

Ein beweglicher Daumen eröffnet eine neue Freiheit

 

Nach einer Notoperation zurück in Stuttgart, durchlebt Boris Grundl monatelang ein ganzes Spektrum heftiger Gefühle: Angst, Ohnmacht, Verzweiflung, Panik, Einsamkeit. Der Durchbruch kommt nach einer scheinbar unspektakulären Operation. Als er danach seinen rechten Daumen wieder bewegen kann, begreift er allmählich, welcher Schritt in die Selbstständigkeit jetzt möglich war: „Ich konnte eine Taste drücken, eine Buchseite umblättern, einen Löffel halten“, erinnert sich Boris Grundl. Später kommt sogar noch etwas von der Muskelkraft in den Fingern zurück. Dankbarkeit.

 

Dieses Ereignis leitet einen Perspektivwechsel ein. Boris Grundl besinnt sich auf seine verbliebenen Ressourcen: ein klardenkender Kopf, zehn Prozent Restmuskulatur, ein starker Wille und die Bereitschaft, sich gegenüber sehr ehrlich zu sein.

 

Ein inneres Bild als Kraftquelle für die Zukunft

 

Auf die Frage nach dem Sinn in seinem Leben fand er zum eigenen Erstaunen schnell eine Antwort: „Ich stellte mir vor, mit meinem Leben ein Beispiel zu geben, was alles in uns steckt. Besser und wahrhaftiger als bisher.“ Dieses Bild habe ihm die Kraft zum Durchhalten gegeben. Mit der Disziplin des ehemaligen Spitzensportlers baut er seine verbliebene Muskulatur wieder auf, erlangt die Kontrolle über seine verbliebenen zehn Prozent seines Körpers zurück und gewinnt psychische Stabilität. Gleichzeitig lernt er, seinen Rollstuhl zu beherrschen.

 

Durch den Unfall auf staatliche Hilfe angewiesen, verblüfft er die Sachbearbeiter des Sozialamts mit seinen Vorstellungen, wie es weitergehen soll. Er schließt sein Sportstudium ab und greift zu, als ihm ein Medizinproduktehersteller einen Job als Produktmanager anbietet. Nach einiger Zeit wechselt er als Marketing- und Vertriebsdirektor zu einer irischen Firma mit Sitz in Dublin.

 

Jahre später macht er sich selbstständig und wird erfolgreicher als er sich selbst hätte träumen lassen. Denn beim Machen lernt er sich besser kennen, entdeckt und entwickelt neue Fähigkeiten. Und Boris Grundl hat von James Bond gelernt: „Wenn etwas nicht gleich klappt, dann machen Sie es wie der Agent Ihrer Majestät – 007: Sagen Sie niemals nie, sondern nur: noch nicht oder so nicht.“

 

Wir haben IMMER zwei Optionen:

  1. Wir können unsere Energie darauf verwenden zu erklären, warum etwas nicht funktioniert. Da lassen sich ganz viele (gute und weniger gute) Gründe finden.
    Diese Option wählen die meisten Menschen. Sie bleiben unglücklich und unzufrieden.
  2. Wir können - wie schwierig es auch sein mag - nach Lösungen suchen. Die gibt es ebenfalls IMMER!
    Diese Option wählen die wenigsten Menschen. Die werden dann - manchmal nicht sofort, aber eben mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit als die Gruppe Nummer 1 - glücklich.

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