Eine narzisstische Partnerschaft ist für die betroffene Person eine extrem verwirrende, erschöpfende und seelisch zermürbende Erfahrung. Sie fühlt sich oft wie eine emotionale Achterbahnfahrt an, die in verschiedene Phasen unterteilt werden kann.
Hier ist, wie sich eine solche Partnerschaft für die Betroffenen anfühlt, beschrieben in den häufigsten Empfindungen und Phasen:
1. Die Idealisierungsphase (Love-Bombing): Der betörende Anfang
Am Anfang fühlt es sich überwältigend und wie ein Märchen an.
- Intensive Bewunderung: Man fühlt sich wie der/die perfekteste, schönste und intelligenteste Mensch auf Erden. Der narzisstische Partner überschüttet einen mit Komplimenten, Aufmerksamkeit und Geschenken.
- Schnelle Vertrautheit: Es geht sehr schnell. Man hat das Gefühl, die Seelenverwandtschaft gefunden zu haben. Der Partner scheint alle eigenen Wünsche und Träume zu teilen.
- "High"-Gefühl: Diese Phase ist wie ein Rausch. Man fühlt sich besonders, auserwählt und geliebt wie nie zuvor. Dies schafft eine starke emotionale Abhängigkeit von genau diesem Gefühl.
2. Die Abwertungsphase: Der schmerzhafte Absturz
Irgendwann kippt die Stimmung. Dies ist die zerstörerischste Phase und fühlt sich an wie:
- Verwirrung und Orientierungslosigkeit: Plötzlich ist alles, was vorher gut war, falsch. Man versteht die Welt nicht mehr. Der Partner, der einen vergöttert hat, beginnt subtil oder offen abzuwerten, zu kritisieren und zu demütigen.
- Gaslighting (Realitätsverdrehung): Man beginnt, am eigenen Verstand zu zweifeln. Sätze wie "Das habe ich nie gesagt", "Du bist zu empfindlich" oder "Das bildest du dir ein" lassen einen die eigene Wahrnehmung infrage stellen. Man fühlt sich verrückt.
- Anspannung und Gehampel: Man lägt ständig auf Eierschalen. Jedes Wort und jede Handlung wird darauf überprüft, ob es eine negative Reaktion auslösen könnte. Die Stimmung des Partners diktiert den gesamten Tag.
- Emotionale Erschöpfung: Der ständige Wechsel zwischen Kälte und kurzen Momenten der Zuwendung (genug, um Hoffnung zu machen) ist extrem kräftezehrend. Man fühlt sich ausgelaugt und leer.
- Isolation: Der Partner arbeitet oft daran, einen von Freunden und Familie zu entfremden ("Die sind nicht gut für dich", "Die verstehen unsere Liebe nicht"). Man fühlt sich allein und hat niemanden, der einen auffängt.
3. Die innere Zerrissenheit: Der Kampf mit sich selbst
- Scham und Schuld: Man glaubt, selbst schuld an der Situation zu sein. "Wenn ich nur perfekter wäre, weniger empfindlich, mehr liebe, dann würde er/sie mich wieder so lieben wie am Anfang."
- Verlust des Selbstwertgefühls: Die konstante Kritik und Abwertung frisst das Selbstbewusstsein auf. Man erkennt sich selbst nicht wieder und fühlt sich wertlos.
- Kognitive Dissonanz: Man trägt zwei widersprüchliche Bilder in sich: den liebevollen, charmanten Partner von damals und den kaltverletzenden Partner von heute. Die Versuche, diese beiden Bilder in Einklang zu bringen, sind mental zermürbend.
- Hoffnung und Verzweiflung: Ein kleiner Funken Zuneigung reicht aus, um die Hoffnung neu zu entfachen, dass alles wieder so wird wie am Anfang. Dies hält einen in der Beziehung gefangen.
4. Das Gefühl der Abhängigkeit (Traumabindung)
Die Beziehung entwickelt eine Art Suchtcharakter, ähnlich einer Spielsucht.
- Intermittierende Verstärkung: Die unberechenbaren Momente der Zuwendung wirken wie ein "Jackpot" in einem Spielautomaten. Man bleibt, in der Hoffnung auf den nächsten Gewinn (Zuneigung), obwohl man meistens verliert (Abwertung). Dies erzeugt eine extrem starke, ungesunde Bindung, auch Traumabindung genannt.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Eine narzisstische Partnerschaft fühlt sich nicht wie ein Streit unter Gleichberechtigten an, sondern wie ein psychologischer Eroberungsfeldzug.
Die betroffene Person fühlt sich:
- Unsichtbar: Ihre Gefühle, Bedürfnisse und ihre Wahrheit zählen nicht.
- Gebraucht, nicht geliebt: Sie ist dazu da, das Ego des Partners zu nähren (sog. "narzisstische Zufuhr").
- Wie ein Objekt: Sie ist nicht ein Mensch mit Eigenwert, sondern ein Werkzeug für die Bedürfnisse des anderen.
- Emotional missbraucht: Es ist eine Form des emotionalen Missbrauchs, der tiefe Narben hinterlässt.
Das Ende einer solchen Beziehung ist selten sauber, da der narzisstische Partner oft versucht, die Betroffene zurückzugewinnen (Hoovering), um sie erneut in den Kreislauf zu ziehen. Die Erholung davon braucht Zeit, oft professionelle Hilfe (TERMIN BUCHEN), und bedeutet vor allem: das Wiedererlernen des Vertrauens in die eigene Wahrnehmung und den eigenen Wert.
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