Nein sagen lernen

 

Die Übung des Nein-Sagens erfolgt in mehreren Schritten:

 

1. Heiliges Innehalten:

 

Einen Tag lang üben wir das Heilige Innehalten. Bei jeder an uns gerichteten Frage und vor jeder Umsetzung eines Impulses warten wir ein oder zwei Atemzüge lang. Erst danach werden wir aktiv.

 

2. Unser Körper hilft:

 

Wenn wir beim Heiligen Innehalten bewusst atmen, richten wir unseren Körper auf. Wir nehmen vorhandene Spannungen wahr. So ist es möglich, die Verspannungen zu lockern und die fehlenden Spannungen aufzubauen, indem wir zum Beispiel die Arme vor der Brust verschränken. Bitte jetzt gleich prüfen, wie sich der Unterschied anfühlt, wenn wir die Arme vor der Brust verschränken.

 

3. Der Nein-Satz:

 

Wir erarbeiten uns unseren eigenen persönlichen Nein-Satz. Es ist wichtig, beim Nein-Sagen keine langen Erklärungen abzugeben und zum Diskutieren einzuladen. Der Satz sollte aus zwei Teilen bestehen: Abholen und Weiterleiten. Abholen bedeutet, dass wir den Bittenden oder Fordernden verbal abholen: Ich sehe, du hast momentan Stress. Ich merke, dir ist es sehr wichtig. Ich vermute, es ist sehr dringend. So kann sich der Bittende oder Fordernde ernst genommen fühlen.

 

Weiterleiten bedeutet, dass wir das Anliegen an uns vorbeiziehen lassen. Nach dem Teilsatz, um den anderen abzuholen: Ich merke, dir ist es sehr wichtig …, folgt nun der Teilsatz des Weiterleitens: … aber leider kann ich dir jetzt nicht helfen, oder: … aber ich werde es mir erst noch einmal überlegen.

 

Wenn Nachfragen kommen, ist es wichtig, immer nur ein und denselben Satz zu wiederholen oder ihn nur sehr geringfügig zu variieren: Ich merke ja, dir ist es sehr wichtig, aber leider kann ich dir jetzt nicht helfen. Wenn das Anliegen oder die Forderung wiederholt wird, etwas Bestimmtes jetzt zu brauchen: Ich weiß ja, dir ist es sehr wichtig, aber leider kann ich dir jetzt nicht helfen.

 

Das Nein-Sagen kann wie eine Technik erlernt werden. Anfangs ist es wichtig, sich mit den eigenen Erwartungen auseinanderzusetzen und sich selbst folgende Fragen zu stellen:

  • Wie wichtig ist mir Harmonie, verhalte ich mich womöglich harmoniesüchtig?
  • Werde ich diesen Menschen oder den Job garantiert verlieren, wenn ich mich jetzt abgrenze?
  • Wie sehr sind mein Selbstverständnis, mein Selbstwert und mein Selbstvertrauen daran gekoppelt, dass ich immer für andere da bin und ihnen zur Verfügung stehe?

 

Photo by Andy T on Unsplash

 

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