Angst ohne Angst

 

Es war einmal ein Vater, der zusammen mit seinem kleinen Sohn in ein fernes Land reiste. Unterwegs mussten sie einen hohen Berg überqueren, und kurz vor dem Gipfel übernachteten die beiden in einer Hütte.

 

Bei Tagesanbruch vertrieb die Sonne langsam die Dunkelheit und tauchte mit ihren wärmenden Strahlen die schneebedeckte Bergspitze in ein flammendes Rot. Als der Junge erwachte, sah er durch das Fenster den erglühten Himmel und die flammend rote Bergspitze. Da er noch klein war, konnte der Junge jedoch nur durch den untersten Teil des Fensters sehen. Er wusste nicht, was das rote Glühen dort draußen zu bedeuten hatte, und es machte ihm Angst. Er spürte ein starkes Verlangen nach der Geborgenheit und Sicherheit seines Elternhauses und wünschte, er wäre nie mit seinem Vater von dort weggegangen.

 

Die aufgehende Sonne erwärmte den Schnee, so dass dieser sich von der Bergwand löste und in einer donnernden Lawine ins Tal stürzte. Das schreckliche Tosen flößte dem Jungen noch mehr Angst ein als der in Flammen stehende Himmel. Er ging zu seinem Vater, rüttelte wild an ihm, um ihn zu wecken, und rief: „Papa, Papa! Wach auf, wach auf! Die Welt geht unter!“ Der Vater öffnete seine Augen und setzte sich auf. Durch den oberen Teil des Fensters, das für seinen Sohn zum Hindurchsehen noch zu hoch war, konnte er alles deutlich erkennen. Er nahm die Hand des Jungen und sagte beruhigend zu ihm: „Nein, mein Junge, dies ist nicht das Ende der Welt. Dies ist der Anfang eines neuen Tages!“

 

Viele Menschen haben jetzt Angst. Sie sehen nur einen Teil des Bildes und die Nachrichten in den Medien verstärken genau dieses Angst machende Bild auch noch. In einer ohnehin sehr komplexen Welt streben wir nach einfachen Antworten und das alte Gut / Böse - Schema (das die Angst wiederum verstärkt, weil der Böse ist halt nur böse und wird uns auf jeden Fall was Schlimmes antun, weil er halt böse ist) bedient genau diesen Wunsch nach mehr Einfachheit. 

 

Was kann ich jetzt tun, um meiner Angst zu begegnen? 

  1. So viel GEGENWART wie möglich! Diese erreiche ich durch Aufenthalte in der Natur, beim Sport, in der Meditation und in der wahrnehmenden, achtsamen Begegnung mit Menschen und noch mehr manchmal mit Tieren (diese leben in der vollkommenen Gegenwart) und kleinen Kindern. 
  2. Der Angst begegnen. Sie wahrnehmen und als Gefühl achten. Ihre Quelle - meist in der Kindheit - finden und gemeinsam mit meinem kleinen Kind, das ich einmal war, anschauen und im Tiefen verstehen (HIER mehr). 
  3. Den Inneren Beobachter installieren. Er beobachtet Gefühle nur und konstatiert: "Ah, interessant, jetzt ist da dieses Gefühl der Angst, Beklemmung, die Sorge um die Zukunft ..." Damit differenzierst Du Dich innerlich von Deinen angstmachenden Emotionen und identifizierst Dich nicht länger mit ihnen. 
  4. Schau Dir Deine Sorgen der Vergangenheit an und prüfe, ob sie wahrgeworden sind. Durchschnittlich betrachtet sind 90% unserer Sorgen totale Zeitverschwendung: Sie treten nie ein. 
  5. Achtsamkeit. So viel wie möglich: 

Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Meister. Sie fragten ihn:
„Was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du.“
Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf.
Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“
Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: „Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?
Es kam die gleiche Antwort: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ist und wenn ich esse, dann esse ich.“
Die Unruhe und den Unmut der Suchenden spürend fügte der Meister nach einer Weile hinzu:
„Sicher liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr wohin Ihr geht und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.“

 

Und wenn es einmal gar nicht mehr geht: Du musst nicht alleine durch alles durch. Sprich mit Freunden, die glücklich sind. Stabil. Freunde, die realistisch sehen, was ist, aber doch Hoffnung und Glauben haben. 

 

Und wenn es noch schlimmer wird: Suche Dir professionelle Hilfe! Wir sind für Dich da - gerne und mit unserem ganzen Herzen! 

 

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