Das ist eine sehr prägnante und zutreffende Zusammenfassung eines der zerstörerischsten Merkmale narzisstischer Elternschaft.
Das Kind wird zur Verantwortlichen für Dinge gemacht, die es niemals tragen kann und sollte. Diese Dynamik durchdringt alle Bereiche des Familienlebens.
Hier sind die wichtigsten Facetten dieser Verantwortungs-Zuschreibung:
1. Verantwortung für die Gefühle der Eltern
Das Kind lernt: "Wenn Mama / Papa wütend, traurig oder gestresst ist, liegt das an mir."
- Beispiel: Die Mutter hat einen schlechten Tag. Statt ihre Gefühle selbst zu regulieren, herrscht sie das Kind an oder zieht sich schmollend zurück. Das Kind fühlt sich schuldig und versucht, durch perfektes Verhalten, Stillsein oder Clownerei die Stimmung der Mutter zu heben. Es wird zum emotionalen Partner des Elternteils, eine Rolle, die es völlig überfordert.
2. Verantwortung für das Selbstwertgefühl der Eltern
Das Kind wird als eine Erweiterung des Elternteils gesehen. Seine Leistungen und sein Aussehen sind dazu da, den Narzissten gut dastehen zu lassen.
- Beispiel: "Du hast eine Zwei in Mathe? Was werden die Nachbarn denken? Wir geben dir doch alles!" Oder: "Zieh dir bitte etwas Hübscheres an, du repräsentierst uns." Das Scheitern des Kindes wird als persönliche Demütigung des Elternteils empfunden.
3. Verantwortung für die eigenen Grenzverletzungen
Narzisstische Eltern erkennen keine gesunden Grenzen des Kindes an. Wenn das Kind sich wehrt, wird es als undankbar oder sensibel hingestellt.
- Beispiel: Die Mutter durchwühlt das Tagebuch der Tochter. Wenn die Tochter das nicht möchte, heißt es: "In dieser Familie haben wir keine Geheimnisse! Was hast du zu verbergen? Nach all dem, was ich für dich tue!"
4. Verantwortung für die Wut der Eltern (Schuldumkehr)
Das typische Muster: Der Elternteil explodiert ungerechtfertigt. Wenn das Kind verletzt reagiert, wird die Wut auf das Kind für seine Reaktion gelenkt.
- Beispiel: Der Vater schreit das Kind an. Das Kind beginnt zu weinen. Daraufhin der Vater: "Jetzt hör doch auf zu heulen! Siehst du, was du aus mir machst? Du provozierst mich immer! Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen!"
5. Verantwortung für das Familienglück (Sündenbock)
In dysfunktionalen Familien wird oft ein Kind zum Sündenbock ernannt. Es wird für Konflikte, Spannungen und Probleme verantwortlich gemacht. "Wenn du nur nicht so wärst, dann wäre hier alles in Ordnung."
Die verheerenden Folgen für das Kind
Diese ständige, unberechtigte Verantwortungsübernahme prägt sich tief in die Psyche des Kindes ein und führt zu:
- Überhöhtem Schuldbewusstsein: Man fühlt sich schnell für alles und jeden verantwortlich und schuldig.
- Verlernen der eigenen Bedürfnisse: Das Kind konzentriert sich so sehr auf die Bedürfnisse der Eltern, dass es seine eigenen gar nicht mehr kennt oder für unwichtig hält.
- Perfektionismus: Der Glaube: "Wenn ich nur perfekt genug bin, werde ich geliebt und es gibt keinen Streit."
- Schwierigkeiten, gesunde Beziehungen zu führen: Man zieht Partner an, die ähnlich fordernd sind, oder man wird zum "Therapeuten" in Freundschaften.
- Selbstzweifel und ein schwaches Selbstwertgefühl: Die innere Stimme wird zur kritischen Stimme der Eltern: "An allem bin ich schuld."
- Entwicklung von Angststörungen oder Depressionen: Die ständige Anspannung und das Gefühl, niemals gut genug zu sein, sind eine enorme psychische Belastung.
Was kann man tun?
Wenn Sie das erkennen, ist das der allererste und wichtigste Schritt.
- Erkennen, dass es nicht Ihre Schuld war/ist. Sie waren ein Kind. Die Verantwortung lag bei den Erwachsenen.
- Die Projektionen zurückgeben. Lernen Sie innerlich zu sagen: "Das sind deine Gefühle. Das ist dein Problem. Ich bin nicht dafür verantwortlich, dich glücklich zu machen."
- Grenzen setzen. Dies ist der schwierigste, aber entscheidendste Teil – sowohl im Kontakt mit den Eltern als auch im eigenen Leben.
- Professionelle Hilfe suchen. Ein Coaching kann unglaublich hilfreich sein, um diese tiefsitzenden Glaubensmuster zu identifizieren und aufzulösen. TERMIN VEREINBAREN!
Das Kernstück narzisstischen Missbrauchs in der Eltern-Kind-Beziehung ist die perverse Umkehr der Verantwortung. Das Kind wird zur Parentifizierung gezwungen und trägt eine Last, die es nie hätte tragen sollen.
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