Ich bin ein >> DIAGNOSE <<

 

Viele Menschen identifizieren sich mit einer bestimmten Diagnose oder einem Störungsbild. So sehr das am Anfang entlastend sein kann, so sehr schränkt eine solche Selbstdefinition auf die Dauer ein und beschränkt meine Handlungsmöglichkeiten. Gibt es Alternativen? 

 

Ich bin irgendwie komisch und komme nicht mit anderen Menschen klar. Irgendwie war ich immer ein Außenseiter. Keiner mag mich / akzeptiert mich so, wie ich nun mal bin. Und eigentlich mag ich mich selbst gar nicht wirklich! 

 

Diese - gemischten - Aussagen von Klienten stehen am Beginn einer oft erbarmungslosen Leidenskarriere. In dessen Verlauf geraten sie häufig in ein psychiatrisches oder psychotherapeutisches Umfeld, das ganz klassisch arbeitet und Diagnosen nach dem amerikanischen DSM5 oder dem europäischen / weltweiten (WHO) ICD-10 stellt. 

 

Das wird oft erstmal als enorm entlastend angesehen: Nein, ich bin gar nicht komisch, ich bin einfach nur "krank" oder habe eine ernstzunehmende Einschränkung, für die ich nichts "kann". Endlich habe ich eine Erklärung und kann nun Medikamente einnehmen, die mir helfen, ganz "normal" zu sein! 

 

So weit, so gut. Es gibt allerdings aus meiner Erfahrung hier zwei Problemfelder, die eine vollkommene Gesundung verunmöglichen oder doch erschweren: 

  1. Psychopharmaka machen oft mehr Probleme als sie lösen. Zudem wirken sie symptomüberdeckend, so dass eine tiefenpsychologische Intervention schwierig wird. Von Abhängigkeiten und physischen Nebenwirkungen gar nicht zu reden! 
  2. Oft wirkt die Entlastung für die Klienten so stark, dass sie beginnen, sich mit ihrer Diagnose vollkommen zu identifizieren: "Ich habe ADHS! Ich bin ein Borderliner! Ich bin depressiv!"  Damit sind weitergehende Handlungsspielräume stark eingeschränkt. 

Im Rahmen der Arbeit mit unseren Klienten haben wir eine alternative und vor allem extrem effektive Alternative entwickelt, die in das individualpsychologische Setting bestens eingefügt werden kann. Statt mich selbst als >> STÖRUNG << zu identifizieren, lerne ich ein Mitglied meines Inneren Teams kennen, das dieses Störungsbild aufweist. Ich als hier und heute existierender Erwachsener habe diese Störung nicht als Ausdruck meiner Gesamtpersönlichkeit, sondern nur ein Teil von mir weist diese Störung auf. 

 

Diesen Teil darf ich positiv auf- und annehmen und berücksichtigen. Ich darf ihn genau kennenlernen, seine Einschränkungen ebenso wie auch seine positiven Seiten (ja, jede "Störung" hat auch ihre Sonnenseite und die gilt es im individualpsychologischen Coaching herauszuarbeiten!). Ich darf mit diesem Teil offensiv umgehen, meine Mitmenschen durchaus darüber informieren (angepasst an die jeweilige soziale Umgebung), lernen, welche Handlungsweisen angepasst möglich sind und wie ich ineffektive / nicht zuträgliche Handlungsweisen minimieren kann. 

 

Aber: Indem ich die "Störung" nur als Teil von mir sehe und ihr nicht die Macht über meine Gesamtpersönlichkeit einräume - gewinne ich enorme Handlungsspielräume hinzu. Mein Gehirn hört die Botschaft: Wir sind >> NAME << und nicht << DIAGNOSE <<! Es entsteht dadurch ein Genesungsprozess, der sich ausweitet und bei entsprechender Unterstützung im Coaching oder in der Therapie immer größeren Einfluss auf die Gesamtpersönlichkeit gewinnt. 

 

Welche Methoden in diesem Prozess hilfreich sind kannst Du hier nachlesen! 

 

Foto von Gelmis Bartulis auf Unsplash

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