Schnelle Hilfe bei Panik, Angst oder Wut

 

Es gibt in der BPT (Buddhistische Psychotherapie), die ich bei Klienten der unterschiedlichsten Indikationen anwende, eine gute Soforthilfemaßnahme, die Dir hilft, Deinen Parasympathikus (ist eine der drei Komponenten des vegetativen Nervensystems und ist an der unwillkürlichen Steuerung der meisten inneren Organe und des Blutkreislaufs beteiligt. Er wird auch als Ruhenerv oder Erholungsnerv bezeichnet, da er dem Stoffwechsel, der Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven dient. Sitzt direkt hinter der rechten Stirnhälfte) zu fördern und schnell in die Ausgeglichenheit zu kommen.

 

Durch eine sogenannte „Stressatmung“ können wir uns aktivieren: Wenn wir intensiv in den oberen Brustbereich atmen, so als würden wir uns erschrecken, werden wir aktiver. Die Bauchatmung führt dagegen zur Beruhigung.

 

Durch die Bauchatmung zur Ruhe kommen

 

Als vor einigen Jahrmilliarden Jahren die ersten Pflanzen damit begannen, Sauerstoff abzugeben, kam es zu einem Massensterben, denn die damaligen Pflanzen wurden durch Sauerstoff vergiftet. Alle weiteren Organismen adaptierten sich an Sauerstoff. Wir Menschen können nicht ohne Sauerstoff leben. Sauerstoff ist überlebensnotwendig für uns geworden, doch bezeichnenderweise ist er auch ein hochexplosives und brennbares Gas. Wenn wir ein derart gefährliches Gas einatmen müssen, um zu überleben, dann könnten wir daraus einige bedeutsame Schlussfolgerungen für uns und unser Selbstverständnis ableiten. Sind wir vielleicht aufgrund der geschilderten Sachlage eine so aggressive und „explosive“ Spezies geworden?

 

Deshalb sollten wir uns das Thema Atmung und Sauerstoffzufuhr einmal etwas genauer betrachten. Dieses aggressive, leicht brennbare Gas kann in unserem Organismus alle Abläufe manipulieren. Durch eine Überversorgung entstehen ähnlich problematische Veränderungen wie durch eine Unterversorgung. Durch gezielte Atmung in den oberen Brustbereich können wir uns aktivieren. Wir sind aber auch in der Lage dazu, die Sauerstoffzufuhr etwas zu beruhigen und mithilfe der Atmung mehr Ruhe in uns entstehen zu lassen.

 

Wenn wir zur Ruhe kommen, unseren Verstand zügeln wollen, dann benötigen wir dafür eine völlig andere Atmung, nämlich die sogenannte Bauchatmung. Diese Bauchatmung wird von Aktivitäten des Parasympathikus, dem inneren Ruhepol unseres vegetativen Nervensystems, begleitet. Im Bauch liegt gewissermaßen unser zweites Gehirn. Hier befinden sich große Ansammlungen von Nervenzellen, die bei Stress sofort reagieren. Fast jeder Mensch bekommt wohl ein flaues Gefühl im Magen, wenn sich zum Beispiel Angst oder andere Stressformen einstellen. Der Bauch reagiert aber ganz ähnlich, wenn wir nun mit der Hand Kontakt zu ihm aufnehmen und dann sehr schnell die Wärme spüren.

 

Übung: Die Bauchatmung

 

Um das zu lernen, setzen wir uns aufrecht hin, entspannen die Schultern und unsere Gesichtsmuskeln und legen die Hand auf unseren Bauch. Jetzt denken wir an einen Blasebalg: Wir drücken ganz sanft mit der Hand auf den Bauch, die Luft entweicht und der Bauch fällt etwas ein. Dann entspannen wir wieder, die Luft strömt ein und der Bauch wölbt sich nach außen. Für die Festigung dieser sehr wichtigen Übungspraxis benötigen wir wahrscheinlich viele Wiederholungen.

 

Auch diese Übung können und sollen wir in der Einübungsphase bei möglichst jeder Gelegenheit wiederholen. Sobald wir uns irgendwo hinsetzen, richten wir uns kurz auf und praktizieren ein paar Atemzüge lang die Bauchatmung. 

 

Übung: Atemmeditation

 

Der Atemfluss kann etwas gelenkt werden: Wenn wir einatmen, zählen wir langsam 1, 2, 3 …, dann ausatmen und wir zählen 1, 2, 3, 4, 5 … Das wiederholen wir: beim Einatmen: 1, 2, 3 … dann ein fließendes Ausatmen: 1, 2, 3, 4, 5 …, einatmen 1, 2, 3 …, ausatmen 1, 2, 3, 4, 5 … Das Ausatmen dauert etwas länger als das Einatmen, soll jedoch stets entspannt und fließend bleiben. Wenn das Zählen anfangs noch etwas schwierig erscheint oder die Atmung zu kurz und flach bleibt, kann es ratsam sein, betont langsam einzuatmen und dabei auch weiterhin so weit wie möglich zu zählen, beim Ausatmen jedoch nicht zu zählen, sondern dabei ein leises Zzzzz-Geräusch zu erzeugen. Die Ausatmung kann dann in der Regel länger gehalten werden. Vor dem nächsten Atemzug einen kleinen Moment verweilen und mit diesem Rhythmus fortfahren.

 

Die Kombination aus aufrechter Haltung und Bauchatmung muss eine Zeit lang eingeübt und wiederholt werden. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es effektiver ist, häufigere kürzere Übungen einzulegen als lange und anstrengende. Wenn wir in der Bahn sitzen oder vor einer roten Ampel warten, wenn wir in einem Café oder am Esstisch zu Hause Platz genommen haben, immer können wir uns kurz aufrichten und die Bauchatmung praktizieren. Dadurch können wir über den Tag hinweg zum Beispiel konkret den Mittelwert unserer nervlichen Anspannungen messbar reduzieren.

 

 

 

Photo by Benjamin Child on Unsplash

 

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