Happiness Anxiety: Wie wirkt sie sich auf die Betroffenen aus?

 

"Happiness Anxiety" oder "Cherophobie" (wenn auch kein offizieller klinischer Begriff) ist ein faszinierendes und belastendes Phänomen. Sie wirkt sich auf die Betroffenen auf mehreren Ebenen aus: emotional, kognitiv, verhaltensbezogen und sozial.

Hier ist eine detaillierte Aufschlüsselung, wie sich die Angst vor dem Glück auf die Betroffenen auswirkt:

 

1. Emotionale und Psychologische Auswirkungen

 

  • Chronische Anspannung und Schuldgefühle: Anstatt Freude ungefiltert zu genießen, erleben Betroffene ein beunruhigendes Gefühl der Anspannung. Sie fragen sich: "Was kommt als Nächstes?" oder "Das habe ich nicht verdient." Das Glück wird nicht als Zustand, sondern als Vorläufer von etwas Negativem interpretiert.
  • Emotionale Erschöpfung: Der ständige innere Kampf zwischen dem empfundenen Glück und der dagegen gerichteten Angst ist extrem ermüdend. Es ist, als ob man ständig die Handbremse zieht, während man versucht, Gas zu geben.
  • Gefühl der Fälschung (Impostor-Syndrom): In glücklichen Momenten haben sie oft das Gefühl, nicht wirklich glücklich zu sein oder dieses Glück nicht "verdient" zu haben. Dies kann dazu führen, dass sie ihre eigenen positiven Emotionen in Frage stellen und sich wie ein Betrüger fühlen.
  • Vorweggenommene Traurigkeit: Anstatt im Moment zu leben, springt der Geist bereits in eine imaginäre, düstere Zukunft. Das Glück von heute wird durch die erwartete Enttäuschung von morgen getrübt.

2. Kognitive Auswirkungen (Denkmuster)

 

  • Katastrophisieren: Dies ist das zentrale Denkmuster. Der Gedankengang läuft so ab: "Wenn ich jetzt zu glücklich bin, wird mir bestimmt bald etwas Schlimmes passieren." oder "Wenn ich meinen Traumjob bekomme, könnte ich ihn wieder verlieren, und dann wäre der Schmerz umso größer."
  • Übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz): Betroffene scannen ihre Umgebung und ihre Situation ständig nach potenziellen Bedrohungen oder Fehlern ab, die ihr Glück zunichtemachen könnten. Dieser Zustand der Alarmbereitschaft verhindert jede Form von Entspannung und Sorglosigkeit.
  • Glaubenssätze aus der Kindheit: Oft liegen tief verwurzelte Glaubenssätze zugrunde, wie:
    • "Glück ist nur für andere Menschen."
    • "Wer sich zu sehr freut, wird bestraft."
    • "Bescheidenheit und Ernsthaftigkeit sind Tugenden; übermäßige Freude ist kindisch oder naiv."
  • Vermeidung von positiver Selbstreflexion: Sie vermeiden es, sich mit ihren eigenen Wünschen und Träumen auseinanderzusetzen, aus Angst, diese könnten nicht in Erfüllung gehen und nur noch größeren Schmerz verursachen.

3. Verhaltensauswirkungen

 

  • Selbstsabotage: Dies ist eine der schwerwiegendsten Konsequenzen. Unbewusst unternehmen Betroffene Dinge, um ihr eigenes Glück zu untergraben. Das kann bedeuten:
    • Eine vielversprechende Beziehung früh zu beenden ("Bevor sie mich verlässt").
    • Sich nicht auf eine Beförderung zu bewerben ("Das schaffe ich eh nicht").
    • Soziale Einladungen absagen, um positive, aber angstauslösende Situationen zu vermeiden.
  • Vermeidungsverhalten: Sie meiden Aktivitäten, die große Freude bereiten könnten (z.B. Reisen, Feiern, neue Hobbys beginnen), weil der damit verbundene emotionale Aufwand und die Angst zu groß sind.
  • Prokrastination bei positiven Zielen: Auch das Verfolgen von persönlichen Zielen wird hinausgezögert, da der Erfolg am Ende beängstigend sein könnte.
  • Unterdrückung positiver Emotionen: In sozialen Situationen unterdrücken sie ihr Lachen, ihre Begeisterung oder ihre Zufriedenheit, um nicht "aufzufallen" oder das vermeintliche Unglück nicht herauszufordern.

4. Soziale und Zwischenmenschliche Auswirkungen

 

  • Sozialer Rückzug: Da soziale Interaktionen oft eine große Quelle der Freude sein können, werden sie aus Angst vor diesem Gefühl gemieden. Das kann zu Isolation und Einsamkeit führen.
  • Probleme in Beziehungen: Partner, Freunde oder Familienmitglieder verstehen das Verhalten oft nicht. Sie können es als Desinteresse, Kälte oder Undankbarkeit missinterpretieren. Der Betroffene wirkt oft distanziert oder "nicht ganz anwesend" in glücklichen Momenten.
  • Schwierigkeiten, Erfolge zu feiern: Eigene Erfolge werden heruntergespielt oder ganz ignoriert. Das kann im Berufs- und Privatleben dazu führen, dass die eigene Leistung nicht angemessen gewürdigt wird.

Zusammenfassung

 

Happiness Anxiety raubt den Menschen die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu leben und die schönen Momente des Lebens unschuldig und unvoreingenommen zu genießen. Sie führt zu einem Leben in ständiger Erwartung des nächsten Unglücks, was letztendlich die Lebensqualität erheblich mindert und zu einem Teufelskreis aus Angst, Vermeidung und emotionaler Leere führen kann.

 

Es ist wichtig zu betonen, dass dies oft ein unbewusster Mechanismus ist, der tief in Schutz- und Überlebensstrategien verwurzelt sein kann. Die gute Nachricht ist, dass man mit Hilfe von Coaching und Therapie (TERMIN VEREINBAREN) diese Denkmuster erkennen, hinterfragen und verändern kann, um so wieder einen gesünderen und freudvolleren Umgang mit positiven Emotionen zu erlernen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0