Wenn ein Kind bevorzugt wird: Das Golden Child

 

Die Bevorzugung eines Kindes zum "Golden Child" (goldenen Kind) hat tiefgreifende Auswirkungen auf alle Beteiligten.

Hier ist eine detaillierte Erklärung, was es bedeutet, das "Golden Child" zu sein, welche Folgen das hat und wie man sich davon befreien kann.

 

Was ist das "Golden Child"?

 

Das "Golden Child" ist die Rolle eines Kindes in einer Familie, das von den Eltern (oder einem Elternteil) idealisiert und bevorzugt wird. Es wird oft als perfekt, talentiert, erfolgreich und verantwortungsbewusst dargestellt. Diese Rolle wird jedoch nicht aus Liebe, sondern aus den narzisstischen Bedürfnissen der Eltern vergeben.

 

Die Hauptaufgabe des Golden Child ist es:

 

  • Das Ego der Eltern zu stärken.
  • Den Erfolg und das "perfekte Bild" der Familie nach außen zu repräsentieren.
  • Die Aufmerksamkeit von den Problemen der Eltern oder der Dysfunktion der Familie abzulenken.

Wie entsteht diese Rolle?

 

Die Dynamik entsteht meist durch einen narzisstischen oder emotional unreifen Elternteil. Das Golden Child wird oft ausgewählt, weil es bestimmte Eigenschaften hat (z.B. attraktiv, sportlich, akademisch begabt), die der Elternteil für sein eigenes Selbstwertgefühl ausnutzen kann. Es ist eine Form der emotionalen Instrumentalisierung.

 

Die Merkmale und der Druck auf das Golden Child

 

Das Leben des Golden Child ist bei Weitem nicht so einfach, wie es von außen scheint. Es steht unter immensem Druck:

 

  1. Bedingungslose Leistung: Die Liebe und Anerkennung ist an Bedingungen geknüpft: "Ich liebe dich, weil du der Beste bist." Das Kind lernt, dass sein Wert von Leistung und Erfolg abhängt.
  2. Verlust der eigenen Identität: Das Kind wird nicht für das geliebt, wer es ist, sondern für das, was es leistet oder darstellt. Seine eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Meinungen werden unterdrückt.
  3. Enormer Perfektionsdruck: Der Status ist zerbrechlich. Ein Fehler, ein Versagen oder auch nur "Durchschnittlichkeit" können dazu führen, dass die Gunst entzogen wird.
  4. Mangelndes Mitgefühl: Da sie selbst wenig Empathie erfahren, fällt es Golden Children oft schwer, Mitgefühl für andere (vor allem für das "Sündenbock"-Geschwisterkind) zu entwickeln.
  5. Isolation: Sie können keine echten, tiefgehenden Beziehungen führen, da sie gelernt haben, dass Beziehungen transaktional sind (Leistung gegen Liebe).

Die Auswirkungen auf die Geschwister (oft das "Sündenbock"-Kind)

 

Die Bevorzugung des Golden Child geht immer zulasten der anderen Kinder, meist des "Sündenbock"-Kindes.

  • Das Sündenbock wird für die Probleme der Familie verantwortlich gemacht und erhält negative Aufmerksamkeit.
  • Es entsteht eine tiefe Rivalität und ein Groll zwischen den Geschwistern, die oft ein Leben lang anhält.
  • Das Golden Child wird manchmal sogar vom Elternteil ermutigt, das Sündenbock-Kind zu mobben oder herabzusetzen, um die eigene Position zu stärken.

Langfristige Folgen für das Golden Child im Erwachsenenalter

 

Die Probleme hören nicht mit der Kindheit auf:

 

  1. Impostor-Syndrom: Trotz aller Erfolge haben sie das ständige Gefühl, ein Hochstapler zu sein und den Erwartungen nicht zu genügen.
  2. Burnout und Erschöpfung: Der ständige Drang, perfekt zu sein und zu leisten, führt zu chronischem Stress.
  3. Probleme in Beziehungen: Sie suchen sich oft Partner, die sie auf ein Podest stellen (Wiederholung der Dynamik) oder sie können keine echte Intimität zulassen, aus Angst, ihr "wahres, unperfektes Ich" könnte entdeckt werden.
  4. Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse zu erkennen: Sie wissen oft gar nicht, was sie selbst wollen, da sie ihr ganzes Leben lang die Wünsche der Eltern erfüllt haben.
  5. Mangelnde Selbstreflexion: Es kann schwer fallen, eigene Fehler einzugestehen, da man in der Kindheit nie dafür verantwortlich gemacht wurde.

Wege der Heilung und Befreiung

 

Es ist möglich, sich aus dieser Rolle zu befreien und ein authentisches Leben zu führen:

 

  1. Erkennen und Benennen: Der erste Schritt ist zu verstehen, dass man in diese Rolle gedrängt wurde und dass dies eine Form von emotionalem Missbrauch war.
  2. Die Illusion der "perfekten Kindheit" loslassen: Viele Golden Children haben eine verklärte Sicht auf ihre Kindheit. Es ist schmerzhaft, einzusehen, dass die Liebe bedingt und instrumentell war.
  3. Die eigene Identität entdecken: Fragen stellen wie: "Was mag ich? Was sind meine Werte? Was will ich wirklich?" – ohne die Erwartungen anderer zu berücksichtigen.
  4. Erlauben, unperfekt zu sein: Bewusst Fehler machen, scheitern und lernen, dass der eigene Wert dadurch nicht gemindert wird.
  5. Mitgefühl für sich selbst und die Geschwister entwickeln: Verstehen, dass sowohl das Golden Child als auch das Sündenbock-Kind Opfer des gleichen dysfunktionalen Systems waren.
  6. Coaching: Ein Coaching kann extrem hilfreich sein, um die tiefsitzenden Glaubenssätze ("Ich bin nur liebenswert, wenn ich perfekt bin") aufzulösen und gesunde Beziehungsmuster zu erlernen. TERMIN VEREINBAREN

Fazit:


Das "Golden Child" zu sein, ist kein Geschenk, sondern eine schwere Bürde. Es beraubt ein Kind seiner Kindheit, seiner Authentizität und seiner Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen. Die Befreiung aus dieser Rolle ist ein Prozess der Selbstentdeckung und ein Weg zurück zum eigenen, wahren Ich.

 

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