Was ist nur mit mir los?

 

Du fühlst dich innerlich leer, weißt nicht, wohin mit dir und deinen Gedanken. Deine Emotionen kannst du oft nicht klar benennen. Sie brechen plötzlich aus dir heraus, sodass deine Mitmenschen manchmal ohne Vorwarnung deine gesamte Wut zu spüren bekommen. Du meinst das nicht böse – aber dann kannst du dich wieder nicht zurückhalten und auf einmal bist du in den Augen der Anderen grundsätzlich „böse“.

 

Du weißt selber nicht, woher diese krassen Stimmungsschwankungen kommen, und erst recht nicht, was du gegen sie tun sollst. Das geht so weit, dass du dir selber nicht mehr über den Weg traust! Du bist zunehmend verzweifelt, fühlst dich falsch, unwert und ungeliebt. So sehr, dass du vielleicht sogar beginnst, dich selbst zu verletzen oder darüber nachdenkst, dass es doch besser wäre, deinem Leben ein Ende zu setzen…

 

Du wendest dich immer mehr von deinen Liebsten ab, neigst dazu, Freundschaften zu kippen oder kannst Beziehungen nur schwer eingehen – weil du riesige Angst hast, davor, verlassen zu werden und wieder allein dazustehen.

 

Eins vorweg: Du bist nicht allein! Und du bist auch nicht falsch, unwert oder ungeliebt, geschweige denn, dass das „Böse“ in dir wohnt. Niemand von uns ist von sich aus böse, und jeder Mensch ist gleich viel wert.

 

Du magst mir das vielleicht jetzt noch nicht glauben, denn so vieles an deinem Leben scheint sinnlos und wie eine riesige Bürde! Alle scheinen gegen dich zu sein und du glaubst, dass du niemals in der Lage sein wirst, eine glückliche und funktionierende Beziehung zu führen. Doch die Tatsache, dass du diesen Artikel liest , zeigt – du hast das Gefühl, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt und möchtest etwas daran ändern.

 

Das ist der erste Schritt. Und du kannst stolz auf dich sein, dass du hier gelandet bist und noch nicht aufgegeben hast! Denn du bist bereit, dein Leben in die Hand zu nehmen und es nicht länger von unterschwellig in dir brodelnder Wut oder missglückten Partnerschaften beherrschen zu lassen. Allein diese Entscheidung ist so viel wert! Sie befähigt dich dazu, dein Leben von einer anderen Seite aus zu betrachten. Dich nicht darauf zu fokussieren, was alles nicht klappt oder dass du schon wieder einen Menschen in deinem Umfeld unnötig angebrüllt hast. Sondern hinter die Kulisse deiner Wut zu blicken, in dich hinein zu spüren und mit deinen Emotionen umgehen zu lernen.

 

Diese neue Artikelreihe soll dich aufklären, über den Teil in dir, der dich immer wieder in Schwierigkeiten bringt und den du dennoch nicht unterdrücken kannst. Es hilft dir, verstehen zu lernen, was da eigentlich schief gelaufen ist und wie du dir selber da raus helfen kannst. Sie zeigt mögliche Gründe für die Entstehung deiner Probleme auf und gibt dir Lösungsvorschläge an die Hand – mögliche Wege, die du gehen kannst, um dich persönlich weiterzuentwickeln, endlich einen Durchblick in Bezug auf deine Emotionen zu gewinnen und sie in den Griff zu bekommen – und schließlich, wie du dein Leben abseits von Leere und Sinnlosigkeit und stattdessen mittendrin in einem wunderbarem Gefühl des Miteinander führen kannst. Wie du wieder Leichtigkeit spüren und dich zugehörig fühlen kannst. Wie du ins Reine kommst – mit deinem Umfeld, deinen Emotionen – und vor allem mit dir selbst!

 

Laut den Einordnung in der Psychologie zeigst du, wenn die angesprochenen Punkte auf dich zutreffen, deutliche Symptome der sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Es kann auch sein, dass es sich um eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) handelt, oder dass diese zusätzlich zu einer BPS geführt hat. Was das genau ist, woher diese Störungsbilder kommen und was man dagegen tun kann – das werde ich dir in den folgenden Artikeln hier im Blog erklären. Und selbst, wenn du nicht als Borderliner/in diagnostiziert bist und nur einzelne Symptome zeigst, die du gern bearbeiten möchtest, begleitet dich diese Artikelreihe auf deinem Weg.

 

Zur Aufarbeitung und Behandlung deiner mentalen Belastungsstörung gibt es verschiedene Wege. Wir wenden gerne die Dialektisch-Behaviourale Therapie (DBT) an. Sie wird häufig bei Menschen, die unter einer BPS oder einer PTBS leiden, genutzt und hilft mit ihren verschiedenen Facetten und Therapieelementen, in ein „normales“ Leben zurück zu finden. Es handelt sich hierbei um eine Therapieform, die darauf ausgelegt ist, Verhaltens- und Gefühlsmuster, die du immer wieder zeigst, zu erkennen und zunächst einmal zu akzeptieren. Sie so anzunehmen, wie sie nun einmal sind, ohne dich selbst dafür zu verurteilen oder dich im Kreis um Fragen zu drehen wie beispielsweise: „Warum passiert das immer mir?“ oder „Warum kann ich nicht einfach ruhig bleiben?“

 

Die DBT fokussiert sich darauf, mit einer Kombination aus einzel- und gruppentherapeutischen Elementen dein Verhalten (engl. „behaviour“) bewusst und geführt zu hinterfragen, die Bedeutung deiner Gefühle kennen zu lernen und Verhaltensmuster schließlich aufzubrechen, um andere Wege einzuschlagen. Die Mischung aus einem achtsamen und annehmenden Umgang mit deinen Gefühlen und deinem Verhalten (Validierung) sowie darauf aufbauend der Veränderung dieser klingt erst einmal merkwürdig und gegensätzlich (dialektisch) – doch sie führt nachweislich zum gewünschten Ergebnis.

 

Mithilfe der DBT erarbeitest du alternative Handlungskonzepte, die dich dazu befähigen, zukünftig anders auf bestimmte Situationen zu reagieren und dich somit besser in deinem sozialen Umfeld zurecht zu finden.

 

Kurze Geschichte der DBT

 

Marsha Linehan (geboren 1943), amerikanische Professorin für Psychologie, litt selbst jahrelang unter der BPS. Bei ihrem Klientel handelte es sich vorrangig um chronisch-suizidale, sich selbst verletzende Frauen, die als BPS-Patientinnen eingeordnet wurden. Sie sah mit den bis dato bestehenden Möglichkeiten der Behandlung und Heilung psychischer Störungen keine Möglichkeit, sich selbst und ihren Patientinnen wirklich nachhaltig zu helfen.

 

So entwickelte sie in den Neunzigern eine ambulante Therapieform, die Elemente aus den Bereichen der kognitiven Verhaltenstherapie, der Gestalttherapie, der Hypnotherapie und der Mediation (Vermittlung) in sich vereint und so ganzheitlich an den vielfältigen Problemen ansetzt, die eine BPS mit sich bringt. Durch diese Kombination schaffte sie es, die unter ihren Patientinnen verbreitete Suizidalität merklich zu verringern. 

 

Wann ist DBT sinnvoll?

 

Wenn du feststellst, dass dein Verhalten oder deine Gedanken den im Vorwort beschriebenen Symptomen sehr ähneln oder du dich sogar eins zu eins darin wiedererkennst, kann das ein deutliches Anzeichen dafür sein, dass du von einer BPS oder PTBS betroffen bist. In diesem Fall ist es für dich empfehlenswert, auszuprobieren, ob die Inanspruchnahme der DBT für dich hilfreich ist.

 

Bist du noch unsicher? – Sprich mit Menschen, die therapeutisch oder psychologisch arbeiten. Lasse dich beraten. Professionelle Hilfe anzunehmen, ist kein Zeichen von Schwäche! Im Gegenteil, damit beweist du innere Stärke. In Gesprächen mit Menschen, die entsprechend ausgebildet sind, wird festgestellt, auf welche psychische Störung deine Symptomatik tatsächlich zurückzuführen ist. Die Diagnose kann dir schon einmal ein wenig Sicherheit geben – dann weißt du zumindest genauer, was Sache ist, und kannst dich über deine Möglichkeiten informieren.

 

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Foto von Eric Ward auf Unsplash

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