Vom Brauchen zum Dürfen

 

Vom Brauchen zum Dürfen: für mich ein elementarer Satz. Der Satz — vom Brauchen zum Dürfen — sagt aus, dass man vorher, bei sogenannten „normalen“ Beziehungen, oft im „Brauchen“ ist und dieses Brauchen eben Gift ist. Egal ob ich nun selbst der bin, der braucht und sich abhängig macht, oder jener bin, der gebraucht wird und dem diese Verantwortung zu viel wird — ob ich es als „needy“ betrachte oder es sich so anfühlt, als würde jemand oder etwas an mir ziehen.

 

Ich kenne beide Rollen. Ich war sowohl der Brauchende als auch der Gebrauchte. Beides hat sich ungut angefühlt: stressig, leidend. Dieses Brauchen kann sich dabei auf alles Mögliche beziehen: Sex — Liebe — schöne Gefühle — Sicherheit — Nähe — Aufmerksamkeit. Es ist immer wie eine Art Defizit, das man in sich spürt. Das gilt nicht nur für Beziehungen, sondern auch für das Alleinsein, also für jene, die nach Beziehung dürsten und die Beziehung „brauchen“, um irgendeines der emotionalen Löcher in sich zu stopfen.

 

Es macht keinen Unterschied, ob man in Beziehung ist oder eine Beziehung „bräuchte“. Der einzige Unterschied ist vielleicht: während wir in einer Beziehung sind, wird dieses Loch temporär gestopft, von außen, und dadurch nicht mehr GEFÜHLT. Zwei finden sich und ergänzen auf „magische“ Weise ihre energetischen Lücken — oder gar auf selbstverständliche Weise, sonst würden sie wohl keine Beziehung eingehen. Sie passen im Profil zusammen. Alles fügt sich ineinander, während jene, die vielleicht gerade Single sind und Sehnsucht nach Beziehung haben, einfach diese Löcher fühlen müssen; es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig. Das wollen sie nicht. Deshalb dürsten sie nach Beziehung und „idealer“ Ergänzung: „Ich brauche dich, bitte fülle meine Leere, die ich ohne dich habe, aber nicht spüren mag.“ !

 

Meist klappt das nur für einige Zeit — Monate, Jahre. Im Glücksfall vielleicht auch für Jahrzehnte, doch das ist selten. Die Menschen, gerade die Menschen „von heute“, entwickeln sich auf der Persönlichkeitsebene weiter. Interessen verschieben sich. Vielleicht wird auch das eine oder andere emotionale Loch endgültig geheilt — zum Beispiel via Therapie. Oder man verliert einfach die Lust, den anderen „glücklich zu machen“ — was sowieso auf lange Sicht nie wirklich gelingt und viel zu viel Bürde für eine Beziehung ist. Irgendwann artet das in Stress aus und es baut sich ein Widerwille auf, dem anderen gefällig sein zu müssen. Man erwacht daraus und dann will man das erst recht nicht mehr tun.

 

Dieses Brauchen ist also ein Ausdruck eines Mangels — in gewisser Weise eines gestörten Energieflusses. Ein Überbleibsel eines Ur-Traumas, eines nicht „Bei-sich-seins“ oder „Nicht-ganz-seins“. Das kann - als Erwachsener - nur ich selbst füllen! Abhängig von meiner derzeitigen Entwicklungsstufe können das die Werkzeuge sein: 

  1. Achtsamkeit. Hier hilft vor allem die BPT (Buddhistische Psychotherapie) gut weiter. 
  2. Bewusstseinsarbeit. Hier hilft die Individualpsychologie und vor allem der Inner Voice Dialogue gut weiter. 
  3. Meditation.
  4. Spiritualität. Die Öffnung in eine Transzendenz (aus der Logotherapie). 
  5. Beziehungsarbeit, besonders durch die NVC (Non Violent Communication). 
  6. Transformationstherapie: Ganzwerdung durch Ganzannahme seiner selbst. 

Jeder der Punkte ist unter METHODEN näher erklärt und ausgeführt. 

 

Foto von Gift Habeshaw auf Unsplash

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