Peter Pan und der Tod

 

Peter Pan ist bekanntlich eine fiktive Figur aus einer Kindergeschichte: ein vorpubertärer, nie erwachsen werdender Junge, der für Ewigkeiten seine Abenteuer sucht und besteht.

 

Wenn wir selbst unter einem Peter-Pan-Syndrom leiden, dann werden wir alles lieben, was mit Jugend und Jungsein verbunden ist. Gleichzeitig empfinden wir eine fast panische Angst vor allen Themen, die mit Alter und Tod in Verbindung stehen, und entwickeln eine entsprechende Motivation und Strategie der Vermeidung. Da sich bislang wohl nur die wenigsten von uns tiefer auf den Tod eingelassen haben und wir eine Kultur geschaffen haben, in der wir dieses Thema und alle damit verbundenen Begleiterscheinungen aktiv vermeiden, können wir tatsächlich feststellen, dass wir wohl allesamt unter dem Peter-Pan-Syndrom leiden.

 

Während diese Haltung in Kinder- und Jugendjahren sehr wichtig ist, erscheint sie im Erwachsenenalter eher bedenklich. Wir finden hier wieder einmal unsere Verblendungen, unsere Neigung zur Anhaftung an die Jugend und auch unsere Widerstände gegen die Natürlichkeit des Alterns.

 

Übung: Die Sanduhr

 

In der Meditation visualisieren wir unsere eigene Lebensuhr in Form einer großen Sanduhr. Dabei ist es wichtig, dass wir uns nicht in Spekulationen über das Verhältnis von verbrauchtem zu noch vorhandenem Lebenssand ergehen. Wir sitzen und spüren, wie der Sand rieselt. Er rieselt unaufhörlich.

 

Eine weitere hilfreiche Visualisierung besteht in der Ausgestaltung unseres eigenen künftigen Grabsteins.

 

Übung: Unser Grabstein

 

In der Vorstellung lassen wir das Bild unseres eigenen Grabsteins entstehen. Auch hier konzentrieren wir uns nicht auf die Jahreszahlen, die wir womöglich „sehen“, sondern auf die von uns gewünschte Inschrift.

 

Wenn wir heute diesen Grabstein bestellen müssten, wie ließe sich dann der vorgeschlagene Satz wahrheitsgemäß fortsetzen? Vielleicht so:

  • Hier ruht ein Mensch, der immer Angst hatte.
  • Hier ruht ein Mensch, der immer schnell wütend wurde.
  • Hier ruht ein Mensch, der immer traurig war.
  • Hier ruht ein Mensch, der sich nicht um sich selbst kümmerte.

Wie sähe dein Satz aus?

 

Hier ruht ein Mensch, der ...............................................

 

Wenn wir in Zukunft diesen Grabstein bestellen müssten, wie ließe sich dann der vorgeschlagene Satz fortsetzen? Vielleicht so:

  • Hier ruht ein Mensch, der sein Glück in sich selbst fand.
  • Hier ruht ein Mensch, der sich und anderen Gutes tat.
  • Hier ruht ein Mensch, der die Befreiung fand.

Wie sähe dein Wunschsatz aus?

 

Hier ruht ein Mensch, der ..............................................

 

Vielleicht erscheint uns das Thema Tod immer wieder als etwas übermäßig Schweres und Bedrückendes, das wir nur allzu gern übergehen. Doch wir müssen uns auch immer wieder daran erinnern, dass der Tod sehr viel mit unserem Leben zu tun hat. Einerseits gibt er allem, was wir tun, eine Bedeutung. Wenn wir morgen sterben müssten, so wäre der heutige Tag wohl äußerst kostbar für uns. Wenn wir noch 2000 Jahre leben könnten, hätte der heutige Tag für viele von uns wohl leider nur eine geringe Bedeutung. Neben der Sinngebung, die unser Tod liefert, appelliert er gewissermaßen auch an die Notwendigkeit, unser Tun im Blick zu behalten.

 

Das Wichtigste ist,

dass wir im Tod

die Welt entspannt verlassen.

 

DALAI LAMA XIV. –

 

Auch dieses Zitat des jetzigen Dalai Lama können wir in dieser Richtung verstehen. Es besagt wohl weniger, dass wir in den Todesstunden besonders entspannt sein sollen, sondern dass wir unser Leben so gestalten sollen, dass wir dieses Ereignis zum einen nicht ausblenden und zum anderen jeden Tag vollkommen bewusst und achtsam für uns ausschöpfen und die unendliche Kostbarkeit eines jeden Lebens darin erkennen. Die Thematik des Todes verweist also insbesondere immer auf unser Leben.

 

 

Photo by Bob Coyne on Unsplash

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