Coachingtechniken in der Kommunikation

 

Kommunikationsabbrüche erleben wir gar nicht mal so selten. Sei es der Partner, der emotional oder ganz und gar stillschweigend in einem Streit den Raum verlässt, der Chef, der das Gespräch für beendet erklärt, obwohl es doch noch so viel zu sagen gäbe oder unser Kind, das sich nur noch durch einen Wutausbruch zu helfen weiß, weil es gegen die Macht unserer Worte nicht ankommt. 

 

Auch als Coach oder Therapeut erleben wir solche Situationen. Es findet beim Klienten eine Übertragung alter Gefühle eines wichtigen Menschen im eigenen Leben statt und der Coach bemerkt den Vorgang nicht. Oder beim Coach selbst gibt es eine Gegenübertragung: Etwas am Klienten triggert ihn, weist ihn auf eine eigene Verletzung hin und er reflektiert den Vorgang nicht oder zu spät. 

 

In der Coachingpraxis merke ich das immer, wenn ein Klient unvermittelt das Coaching abbricht. An einer oder mehrerer Stellen hat er sich im Coachingprozess unwohl gefühlt und ich habe es verabsäumt, seine Gefühle zu erfragen oder seine Reaktion zu outen. Der Klient wiederum konnte aufgrund der Tiefe seiner Verletzung das Gefühl nicht eindämmen und zuordnen und hat es externalisiert: nach außen verschoben, meist auf die Person des Coaches oder Therapeuten oder des gesamten Ablaufes / therapeutischen Prozesses hin. 

 

(Wichtig: Nicht jedes Unwohlsein lässt sich auf eine Übertragung zurückführen! Vor allem im therapeutischen oder Coachingprozess ist es wichtig, dass der Coach oder Therapeut mir grundsätzlich wohlwollend / annehmend gegenübersteht und auf Augenhöhe agiert. Ist das nicht der Fall, bitte unbedingt ansprechen und zuvorderst den eigenen Gefühlen vertrauen!) 

 

Was kann ich also tun, wenn ich merke, ich fühle mich nicht wohl / der andere fühlt sich nicht wohl? Welche Coachingtechniken können zur Anwendung kommen? 

  • Outen! Spüre ich beim anderen ein Unbehagen frage ich nach. Wichtig dabei ist die FRAGE, nicht die Behauptung: "Ich nehme wahr, dass Du wütend bist. Stimmt das und wenn ja, kannst Du mir sagen, warum?" 
  • Auf Widerspruch / Einspruch eingehen und nicht weiter diskutieren: "Warum ist dir dieser Punkt so wichtig? Gibt es hier eigene Erfahrungen, über die du reden magst?" 
  • Pausen machen und den Gesprächsprozess verlangsamen bzw. aussetzen: "Wir sind beide / du / ich gerade sehr emotional. Ich schlage eine Pause von einer halben (bis maximal drei Stunden) vor und wir treffen uns um XX.XX Uhr wieder. Ist das okay für Dich?" 
  • Immer wieder nachfragen: "Wie geht es Dir gerade? Wie fühlst Du Dich?" Dabei dem Klienten oder Gesprächspartner Zeit geben und ihn ermuntern, in sich hinein zu fühlen. 
  • Um Feedback bitten! Ich frage auch nach Abbruch eines Coachings nach, warum der Klient beendet hat. Dabei die Gründe einfach stehenlassen und respektieren, nicht wegdiskutieren! 
  • Motivieren, die je eigenen Gefühle als statthaft wahrzunehmen und nicht zu verleugnen / verdrängen! Sie dürfen sein! Aber nachfragen, WER im Gegenüber diese Gefühle hat: Ist es der Erwachsene, das Innere Kind (Jugendlicher, Heranwachsender), eine Schatteninstanz oder gar das EGO? 
  • Im Gesprächsverlauf immer wieder die eigenen Gefühle wahrnehmen und reflektieren. Hier hilft die Übung "Der Ausguck" innerhalb unseres Inner Voice Dialogues. Die Installation eines solchen Frühwarnsystems erfolgt mittels Techniken der BPT (Buddhistische Psychotherapie, siehe HIER). Bei Interesse bitte einfach bei uns nachfragen, es gibt hierzu ein vorbereitetes Arbeitsblatt. 
  • Lernen, den Gesprächspartner da abzuholen, wo er steht. Manche Themen lassen sich im Moment / in diesem Prozessschritt nicht ansprechen und lösen beim Gesprächspartner eine zu heftige Gegenreaktion aus. Hier lieber einen Schritt zurückgehen und eine gemeinsame Basis suchen. Der Gesprächsprozess ist ein Weg, kein Sprint zum Ziel! 
  • Wenn etwas schief gegangen ist: Reflektieren, wo die eigene Verantwortung liegt. Mächtig bin ich da, wo es im eigenen Gestaltungsspielraum liegt; Schuldzuweisungen nutzen niemandem etwas. 
  • Gnädig sein mit mir selbst: Fehler passieren, Menschen gehen, Kommunikation scheitert. Das ist okay und unvermeidlich. 
  • Nach ganz viel Selbstliebe und evtl. Supervision durch andere / Kollegen: Was ist das Learning und wie verankere ich es in künftigen Gesprächsprozessen? 

Weitere hilfreiche Kommunikationshilfen findest Du übrigens unter Methoden

 

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